Hui wie schnell die Zeit vergeht! Jetzt hat meine zweite Halbzeit hier schon längst begonnen und ich bin beim Blog grad mal mit der ersten Woche fertig! Abgesehen vom Blogschreiben hab ich auch noch so viele andere Sachen hier in den, mir noch verbleibenden letzten Wochen zu tun, dass ich langsam ein wenig Panik bekomme 😉
Ein Zeichen also dafür, dass hier in Momella allerhand zu tun ist und einem nie fad wird. Dennoch möchte ich euch meine vielen Erlebnisse nicht vorenthalten.
Meine erste Woche mitsamt dem Wochenende habe ich euch schon in meinen letzten Einträgen geschildert. Ich fahre nun fort:
Montag, 07.03.2016 – Donnerstag, 10.03.2016
In meiner zweiten Woche hier kehrt langsam der Alltag ein (wenn es soetwas hier gibt). Ich schreibe eine Liste an Diagnosen/Symptomen von Patienten, welche an mich weitergeleitet werden sollen/können. Gleich am Montag ziehe ich um in eine etwas bescheidenere aber trotzdem sehr schöne Unterkunft (leider ohne Warmwasser und – wie sich in der mittlerweile begonnenen Regenzeit herausstellt – undichten Dach). Da ich die erste Langzeit-Bewohnerin dieses kleinen neuen Häuschens bin muss ich noch allerhand Ergänzungen im Fundicenter bestellen. (Fundis = Bastler/Tischler/Handwerker/…)

Gleich am Montag wird in der Schule nebenan groß vorgeführt, getanzt und getrommelt: die Sponsoren aus Österreich sind da! Da kann man sich jetzt seinen Teil dazu denken: so ein Tamtam wegen ein paar Weißen, aber den Kindern scheint es (hoffentlich) Spaß zu machen und die Sponsoren sind auch erfreut.

Die Abende verbringe ich meistens mit Stephanie, Jeanine und Felix. Einmal war auch Munish(i) zu Besuch. Marlene, die ich Ende letzter Woche kennen gelernt habe nimmt einen kleinen Kampf auf um endlich (nachdem ich ja eh schon umgezogen bin) von den etwas weiter oben gelegenen Guesthouses auch hier hinunter ziehen zu können… Anfänglich vergeblich. Alles nicht so leicht denn hier ist (wie auch in vielen anderen Ländern außerhalb Europas und Nordamerika) multifunktionales Denken eine Rarität. Wie denn auch, wenn man es nicht lernt? Die Kinder hier bekommen Schläge wenn sie mal eine Aufgabe auf eine andere Weise als üblich erledigen. Ein Puzzleteil wird, wenn das Kind es nicht sofort richtig zusammenstecken kann, von der ungeduldigen Lehrerin dem Kind weggenommen und richtig platziert. Eine kleine Ergänzung an einem Topflappen in der Schneiderei kann nicht einfach so geändert werden, da wird lieber der ganze Topflappen neu genäht und, wenn dann der gewünschte Stoff nicht mehr da ist, dann hat man Pech gehabt… Das könnte ewig so weiter geführt werden. Immer wieder muss ich auch an unsere Situation in Myanmar denken als wir vergeblich nach einem Schlafplatz für die Nacht gesucht haben und jeder nein gesagt hat. Als wir dann aber bei der 5. Unterkunft fragten, was denn mit dem leeren Zimmer neben der Rezeption sein bekamen wir die Antwort, dies sei für drei Personen und nicht für Zwei. Wohlgemerkt es war zu dem Zeitpunkt schon später Nachmittag und die Zimmer wurden ohnehin per Zimmerpreis hergegeben und nicht per Preis/Person…



Freitag, 11.03.2016
Freitag ist Markttag. Morgen Abend wird Jeanines Geburtstag gefeiert und daher wird heute fleißig Eingekauft. Unter anderem auch eine Ziege. Munish sucht sie für uns aus und wir halten uns versteckt, damit er einen angemessenen Einheimischen-Preis aushandeln kann: 70.000 TSH. Als Munish mit dem Ziegenbock zu uns marschiert, damit Jeanine den Preis bezahlt, merkt der Verkäufer das ein Muzungu der wahre Käufer ist und versucht noch einen kleinen Profit daraus zu schlagen: er meint die 70.000 für die Ziege sind noch ohne den Preis für die Schnur um den Hals. Wir müssen den Preis für die Schnur extra bezahlen. Und zwar 200 TSH. Ok das lassen wir uns noch einreden, denn 200 TSH sind nicht einmal 10 cent. Wir wollen die Ziege schon eins Auto laden, da heißt es plötzlich, dass Jeanine auch noch die Steuern für die Ziege bezahlen muss. Wir machen uns schon bereit für eine Diskussion. Als es dann aber heißt, dass die Steuer 1000 TSH ist (also keine 50 cent) zahlt Jeanine lieber die „Ziegensteuer“ anstatt zu streiten. Gemeinsam mit Gustav (so heißt nun die Ziege) fahren wir zurück und binden ihn, nach einem kurzen aber spektakulären Fluchtversuch mit Verfolgungsjagd vor unseren Häuschen an. Die Nacht verbringt er dann, geschützt vor wilden Tieren in einem benachbarten Stall mit anderen Ziegen.





Am späten Nachmittag gehen Fredi, Marlene und ich spazieren. Fredi kennt sich schon richtig gut hier aus und zeigt uns tolle Routen und weiß einige interessante Geschichten aus der Gegend. So wurde hier zum Beispiel der Film „Hatari“ gedreht. Und in der Hatari-Lodge, in der wir dann auch gemeinsam ein Soda trinken während wir die Ebene vor dem Arusha-Nationalpark bestaunen, lebte einst Hardy Krüger.


Samstag, 12.03.2016
Morgen ist Jeanines Geburtstag! Heute Abend steigt also die kleine aber feine Geburtstagsparty. Am Vormittag macht Fredi mit Marlene und mir noch eine weitere Tour in der umliegenden Umgebung und zeigt uns diesmal die Momella-Lodge, welche ebenfalls ursprünglich von Hardy Krüger erbaut wurde. Heute erinnert sie eher an eine zum Teil verfallene Filmkulisse.




Den Restlichen Tag wird gekocht und heimlich Torte gebacken. Auch Sara und Juanma sind wieder zurück.
Am Nachmittag kommt ein Massai (Paolo, der hier für die Organisation auch Permakultur-Gärtner ist) vorbei und der arme Gustav wird geschlachtet. Paolo hat mit 8 Jahren das erste Mal mitgeholfen beim Schlachten und mit 12 die erste Ziege alleine getötet. Anfänglich dachte ich, ich werde da nicht zusehen können aber es war weniger Schlimm als Gedacht. Natürlich da stirbt ein Leben und es wird einem nochmal sehr klar bewusst, dass wenn man Fleisch isst, man tötet. Hier wird eine Ziege, wenn überhaupt nur zu sehr hohen Feiertagen geschlachtet, denn der Preis ist zum Teil ein halbes bis ganzen Monatsgehalt. Das Schöne hier ist, dass hier wirklich ALLES verwertet wird. Das Blut wird getrunken (da hab ich mich nicht drüber getraut), das Fleisch (mit allen Sehnen und Faszien) und die Innereien werden gegessen (zum Teil roh, noch warm aus dem Körper) , die Haut zu Leder, die Augen bekommen die Hunde, usw, usw,…




Am Abend steigt dann die kleine Party.
Leider wurde währenddessen bei der Irmi eingebrochen. Als Munish(i) und Felix schnell zu ihr nachfahren wollen, stellen sie fest, dass bei dem Auto da ein paar Kabeln ausgesteckt wurden. Somit war leider klar, dass wohl einer der Mitfeiernden oder zumindest einer aus der Organisation an dem Diebstahl mitbeteiligt war. Es war auch angeblich nicht der erste Diebstahl hier. Allerdings der erste wieder nach geraumer Zeit. Ab jetzt passen wir wieder besonders gut auf unsere Wertsachen auf. Und wenn wir sie nicht bei uns tragen, dann sind sie zumindest sehr gut versteckt.


Sonntag, 13.03.2015
Wir Brunchen ausgiebig.
Sara und Juanma reisen ab.
Am Abend gibt es in meiner Bleibe einen wirklich sehr lustigen Damen-Abend mit Marlene, Stephanie und mir. Und ich höre zum ersten (aber eindeutig nicht letzten) Mal die Hyänen heulen. (Wer wissen will wie Hyänen so heulen, ich kann das ganz gut nachmachen ;))
Morgen reisen Jeanine, Stephanie und Felix ab und kommen in 2 Wochen für ein paar Tage wieder um dann endgültig die Heimreise anzutreten.