Der Süden – Teil 1

Samstag, 21.11.2015

Heute fahren wir nach Talalla. Es liegt zwar auch an der Küste, aber dummerweise müssen wir mit dem Bus trotzdem wieder ins Landesinnere fahren. Wir haben uns nicht ausgiebig informiert und müssen feststellen, dass die Küstenstraße durch einen Nationalpark in zwei geteilt ist und nicht als Verbindungsstraße zu gebrauchen ist. ?
Dann halt zurück ins Landesinnere.

Wir kommen im Dunkeln in Talalla an und werden erstmals nicht direkt von tausenden Tuktukfahrern angesprochen. Die Bushaltestelle ist nämlich einfach irgendeine Kreuzung und es ist scheinbar weit und breit kein Guesthouse in der Nähe. Wir machen uns auf den Weg und spazieren die kleine Straße Richtung Strand entlang, um vielleicht doch noch ein paar Guesthouses zu finden. (Anm.: Lonely Planet hat hier nur teure Hotels eingetragen, wir befürchten schon 100$ für die Nacht zahlen zu müssen.) Nach knapp 100 Metern werden wir dann doch von einem vorbeifahrenden Guesthousebesitzer angesprochen und wir verhandeln einen Zimmerpreis von 10€ pro Nacht. Nochmal davon gekommen ?
Das Abendessen ist hier dafür unverhältnismäßig teuer: 600 Rupees (4€) pro Kopf für vegetarisches Rice & Curry. Aber halt: das gibt es heute gar nicht mehr. Stattdessen gibt es noch Pasta für 500Rupees. Wir nehmen eine Portion. Es ist quasi keine Sauce mehr dabei, aber wir können gerne Reis dazu haben… ? Wir lehnen den Reis dankend ab, und erinnern uns an eine ähnlich geniale Kreation von David Wurdak: Nudeln mit Brot.

Wir gehen hinauf zum Esstisch und treffen auf ein italienisches Pärchen. Sie erzählen uns, dass sie die Pasta eingekauft und gekocht haben. WTF!? Die Guesthousebesitzer wollen uns tatsächlich 500 Rupees für ein Essen verrechnen, das ihnen geschenkt wurde? Darüber wird noch diskutiert, aber jetzt sind wir hungrig. Die Italiener erzählen uns von dem tollen Strand in Kirinda, wo man Schildkröten und ewige Weiten des Nichts zu sehen bekommt. Klingt toll, wir überlegen uns auch noch hinzufahren obwohl es wieder 100km zurück in die Richtung aus der wir gerade kommen bedeutet.

Nach dem Essen verhandeln wir einen angemesseneren Preis von 100 Rupees für die geschenkte Pasta und spielen mit den Italienern eine Runde Carrom.

Sonntag, 22.11.2015

Als wir um 09.00 Uhr aufstehen, ist das italienische Pärchen schon abgereist. Wir frühstücken und erkunden anschließend den 100m entfernten einsamen Strand. Wunderschön!

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Flo spielt in den Wellen

Am Nachmittag spielen wir erneut Carrom. Diesmal allerdings mit weit erfahreneren Spielern als am Vortag: die Tochter der Guesthousebesitzer und eine Freundin.

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Wir geben uns geschlagen und planen/organisieren den morgigen Tag, an dem wir mit einem Moped nach Kirinda fahren wollen.

Zum Sonnenuntergang gehen wir wieder an den Strand und genießen die Atmosphere bis es ganz dunkel wird. Ein paar Einheimische spielen Gitarre und Trommel bei Bier, Arrak und Taschenlampenschein(Kerzenschein?) und wir setzen uns dazu.

Flo spielt wieder in den Wellen
Flo spielt wieder in den Wellen

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Nach dem Abendessen im Guesthouse setzen wir uns noch an den Computer und schreiben bis um ca. 23.00 Uhr ein buddhistischer Mönchsumzug mit viel Tamtam und Knallern vorbei fährt.

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Montag, 23.11.2015

Nachdem wir unsere kleinen und großen Rucksäcke gepackt haben geht es für uns nur mit unseren kleinen Rucksäcken und einem Moped für eine Nacht nach Kirinda.

Nahrhaftes Frühstück mit eisgekühltem Coca Cola
Nahrhaftes Frühstück mit eisgekühltem Coca Cola

Am Weg schauen wir noch kurz bei einem kleinen unbekannten Strand vorbei, den Lisa auf Google Earth entdeckt hat: Hiriketiya Beach. Wunderschön und scheinbar gut zu surfen! Hier kommen wir wieder her!

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Weiter geht es mit dem Moped und wir müssen feststellen, dass so lange Strecken (100km) doch anstrengender sind als gedacht. Wir nehmen die erste Unterkunft in Kirinda, die wir anschauen und machen uns dann aber auch gleich wieder auf und gehen Mittagessen. Anschließend begeben wir uns auf die Suche nach Schildkröten, die es hier angeblich am Strand geben soll. Dazu werden wir von verschiedenen Einheimischem von einem Ort am Strand zum anderen geschickt. Wir bleiben bis es dunkel wird am fast menschenleeren Strand und genießen die Landschaft. Schildkröten haben wir zwar keine gesehen aber dafür einen atemberaubend schönen Sonnenuntergang. In der Dämmerung probieren vereinzelt Fischer, trotz stürmischer See ihr Glück während die Gischt der starken Wellen die ganze Luft erfüllt. Die Welt kann so schön sein.

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Das letzte kitschige Fußabdruck-Foto, versprochen!
Das letzte kitschige Fußabdruck-Foto, versprochen!

Dafür war unser Zimmer eine Ernüchterung: grindigstes Moskitonetz und grindigster Ventilator der Welt. Das wird nicht angerührt. Der Ventilator ist so dreckig, kaum bläßt er Luft ins Zimmer, ist der Raum erfüllt von einem grauslichem Modergeruch. Das einzig erträgliche wie wir uns in dieser Nacht vor Moskitos schützen können ist unser Nobite und mit dem sprühen wir uns einfach mal von oben is unten ein und verbringen dann die Nacht eingerollt in unseren Hüttenschlafsäcken. Es ist sicher nicht das gesündeste aber alles ist besser als dieses Netz und dieser Ventilator.

Dienstag, 24.11.2015

Bei einem vorbeifahrenden Bäcker-TukTuk kaufen wir zwei Brioche-Stangen und frühstücken auf unserem Felsen am Strand von gestern.

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Die Sicht von unserem Felsen bei Tag
Die Sicht von unserem Felsen bei Tag
Ui da braut sich was zusammen - schnell weg!
Ui da braut sich was zusammen – schnell weg!

Anschließend schwingen wir uns wieder auf unser Moped und fahren zurück Richtung Tallala. Nicht ohne wieder bei dem schönen kleinen Strand namens Hiriketiya stehen zu bleiben. Wir verbringen hier heute den ganzen Nachmittag. Leider müssen wir uns hier in diesem Paradies ein wenig fremdschämen: Ein wenig weiter sitzt ein bertunkener (?) Österreicher mit mehreren volltrunkenen Engländern an einem Tisch und gibt die peinlichsten Meldungen von sich. Die folgenden Sätze sind im schlechtesten Englisch mit österreichischem Akzent zu lesen: „In Austria, when you go to the doctor and tell, that you have pain you get Ketamin.“ oder als es Bob Marleys „No woman no cry“ spielt: „In german we say: Keine Frau, kein Geschrei“. Abgesehen davon, dass das ein völliger Blödsinn ist, hat es die Briten, die kein Wort Deutsch sprechen natürlich rasend interessiert wovon er gerade gesprochen hat. Das Interesse wurde auch nicht durch viermalige Wiederholung erweckt.

Nicht nur, dass die besoffene Gruppe Lärm macht und eindeutig von allen anderen als störend empfunden werden, sie setzen noch eins drauf und werden beängstigend:
Alex, einer der Briten, packt seine mitgebrachte Harpune aus. Verzweifelt versucht ein Betrunkener nach dem anderen die Harpune scharf zu machen. Einer unfähiger als der andere versuchen sie mit gesamtem Körpereinsatz, aber wenig Bewegungskontrolle die Gummischlingen um den Pfeil zu spannen. Ein wunder, dass sich niemand verletzt hat.
Die direkten Liege-Nachbarn, bekommen es mit der Angst zu tun und fordern die Gruppe auf, die Harpune wegzulegen. Der Österreicher wankt zu der Dame und versichert, dass alles ok ist: „No no, we just shoot for the fish, no problem!“
Die beängstigten Strandbesucher ziehen ein paar Meter weiter weg und irgendwann geben die Trunkbolde ihre Harpunenversuche letztendlich doch noch auf und sich wieder dem Alkohol hin.

Am Abend, als wir den Strand verlassen hören wir den Österreicher telefonieren: „Na, die 120 waren für des Heroin, aber jetzt bin ich mit Briten unterwegs, die wollen nix. Die wollen nur rauchen! …“

Ab jetzt wird er in unseren Geschichten nur mehr als der „Heroin-Österreicher“ beschrieben werden. Und es wird Geschichten geben, darauf könnt ihr euch verlassen.

Trotz alldem ein sehr schöner Nachmittag in einer wirklich netten Bucht:

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Flo am dösen
Flo am dösen

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Unser nach Hause weg wurde dann leider durch einem plötzlichen Platzregen zu einer mühsamen – und NASSEN – halben Stunde im dunkeln. Die Sicht ist dank dem Regen so schlecht, dass wir unsere Ausfahrt übersehen und uns erst im nächsten Dorf wundern warum wir schon so lange unterwegs sind. Wir checken am GPS und drehen um. Alles ist kalt und nass. Dafür erwartet uns im Guesthouse bereits ein köstliches Curry mit frisch gefangenem Fisch.

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Mittwoch, 25.11.2015

Auf nach Mirissa! Ein Bus bringt uns nach Matara, wo wir umsteigen und gleich weiterfahren. In Mirissa werden wir mitten auf der Straße rausgelassen und haben – wie immer – noch keine Unterkunft rausgesucht. Wir spazieren kurz in Richtung Strand und werden gleich von einem Autofahrer gefragt ob wir uns sein Haus ansehen möchten. Nach kurzen Preisverhandlungen steigen wir ins Auto und fahren mit ihm mit. Ein wirklich tolles Zimmer: sauber, warme Dusche, großes Bett und Frühstück inklusive. Das nehmen wir.

Der heutige Tag ist von Faulheit geprägt. Nicht nur, dass wir Talalla erst um 13.00 Uhr verlassen haben weil wir uns nicht aufrappeln konnten, wir verbringen auch fast den ganzen Nachmittag im Zimmer und schaffen es erst um 16.00 Uhr zum Mittagessen. Eigentlich wollten wir nach dem Essen durch den Ort stravanzen um die Preise von unterschiedlichen Whale Watching Touren zu vergleichen, aber diese Pläne fallen mal wieder ins Wasser. Wir laufen so schnell wie möglich durch den strömenden Regen wieder nach Hause und buchen direkt im Guesthouse eine Whale Watching Tour für Morgen.

Wie es der Zufall so will ist Flos Cousin Anton nicht der einzige Bekannte, den wir in Sri Lanka treffen: Lisas Ex Freund Jakob ist mit zwei Freunden (Marius und Roman)  seit einem Tag auch in Mirissa. Wir treffen uns zu einem netten Abendessen am Strand und erzählen von unserer gefundenen Bucht, die die drei folglich als nächstes Ansteuern werden. Vorher jedoch haben sie, wie wir eine Whale Watching Tour für den folgenden Tag gebucht. Wir rätseln, ob wir im gleichen Schiff sein werden.

Ein Gedanke zu „Der Süden – Teil 1

  1. Ihr lieben Globetrotter!!
    Wie macht man es, immer die schönsten Strände zu finden, noch dazu mit besonderen Menschen – Heroin-Österreicher. Dass es heute noch so leere Strandabschnitte gibt, ist ja fast nicht zu glauben. Oder wartet ihr immer die 2 Minuten ab in der sich die Meute x mit der Meute x+1 abwechselt? Auf jeden Fall aber beeindruckende und tolle Fotos.
    Euch beiden vielen Dank für die „Mitreisegelegenheit“ und herzliche Grüße aus dem „sauschiachen“ Wien
    Gertraud und Herwig

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