Grand Canyon

Dienstag 15.09.15

Die Nacht haben wir in Tusayan – einem Ort knapp außerhalb des Nationalparks verbracht – verbracht, da alle Campgrounds im Park selbst voll ausgebucht waren. No Vacancy. Everywhere.

Abendessen war bei Sophie’s Mexican Kitchen (wo Lisa vor 5 Jahren schon mal war). Portionen eigentlich gar nicht so groß, aber wegen dem Übermaß an Käse in Lisas Quesadillas (man hätte es am Namen erahnen können) war ihr Magen nach einer Viertelportion zugeklebt. Zum Glück. Somit war das Abendessen für die nächsten 3 Tage gesichert.

Mittwoch 16.09.15

Zu aller Erst ging es ins Backcountry Office wo wir mit einem ganz witzigen Ranger gesprochen haben. Leider hat er uns berichten müssen, dass der Havasupai Canyon (Indianerreservoir neben Grand Canyon NP) Campground ausgebucht war, weswegen wir uns für einen zwei-Tages Hike im Grand Canyon selbst eine Lizenz besorgt haben. Für die Nacht von Mittwoch auf Donnerstag hatten wir noch keine Lizenz, aber da konnte uns der Ranger auch etwas empfehlen: Free dispersed Camping (Wildcampen => das ist also doch teilweise erlaubt?? Eine völlig neue Welt steht uns offen) im Kaibab National Forest gleich neben Tusayan/dem Nationalpark. Danach sind wir mal zum General Store gefahren um uns dort ins WLAN zu setzen und unseren ersten Blogpost zu veröffentlichen. (LINK Yellowstone) Bei der abartig langsamen Verbindung (bisher leider typisch für die USA) sind wir eine Weile dort gesessen (3-4 Stunden – ich hoffe ihr wisst das zu schätzen).

Den Rest des Tages haben wir auf dem Rim Trail bzw. in dem daneben fahrenden Bus verbracht und dabei verschiedene Lookout Points besucht.

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Wer hätte gedacht, dass es im Grand Canyon mal Minen, geschweige denn URAN-Minen während des kalten Krieges gab. (Petzi, wir haben deinen Geigerzähler vermisst)

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Mineneingang

Nach dieser Aussichtstour sind wir dann in den General Store gefahren um Proviant für die kommenden zwei Tage zu besorgen. Dann los zum National Forest gefahren um unser Zelt aufzubauen. „Neben“ uns (ca. 50-100 Meter weit weg) campte ein Paar Australier und auch sie haben uns versichert, dass es sogar ein Schild gibt auf dem „Free Camping“ steht. Nice.

Nach dem Zeltaufbau geht es – romantisch – zu McDonald’s wo wir am Parkplatz Lisas Quesadillas vom Vorabend vernichtet haben. Das WLAN (der eigentliche Grund für den McDonald’s Besuch) war auch hier um keinen Deut besser als im General Store – eher schlechter (ein einziges 10MB Foto in einer Stunde hochgeladen). Dennoch sind wir eine Weile dort verharrt und haben unsere Geduld im Internet auf die Probe gestellt.

Sobald es dann ca. 21:00 Uhr war, haben wir beschlossen, dass es spät genug ist um schlafen zu gehen (Wecker am nächsten Tag: 05:00 Uhr um um 06:00 wieder bei McDonald’s einzukehren für ein ausgiebiges Frühstück vor der zweitägigen Wanderung in den Canyon).

Zurück im dunklen, kalten Wald entscheiden wir uns dafür noch eine Weile (5-10 Minuten) im warmen Auto zu bleiben (Julian: wir haben „gelebt“ ?).

In der Zwischenzeit hat sich unser Auto von selbst zugesperrt und als ich (Flo) meine Türe von Innen geöffnet habe ging die Alarmanlage los. Sehr peinlich. Den Stoppknopf auf dem Autoschlüssel kannten wir zwar schon und somit war der Spuk schnell vorbei, oder auch nicht? Lisa öffnet ihre Türe 2 Minuten später und das Hupkonzert geht von vorne los. Somit waren also wirklich alle Waldbewohner in einem Umkreis von einem Kilometer wieder wach ?. Zu guter letzt habe ich (Flo) noch etwas im Auto vergessen und in altgewohnter Manier gleich 2 mal auf den zusperr-Knopf geklickt was bei diesen scheiss US-Autos ebenfalls ein (sehr kurzes) Hupkonzert auslöst. hup-hup..

Ayayay. Schnell ins Zelt und so tun als ob nichts passiert wäre.

Gute Nacht.

Donnerstag 17.09.15

05:00 Tagwache. Zelt abgebaut, Rucksäcke gepackt (mehr schlecht als recht, wie sich später herausstellt) und zum einzigen Ort in diesem Kaff, der um diese Uhrzeit Essen anbietet: Breakfast bei McDonald’s ?.

07:20 Uhr: Wir füllen unsere Wasserflaschen mit „Fresh Clean Spring Water from the Grand Canyon“ und freuen uns auf endlich mal wieder gutes Wasser.. Denkste, Wiener städtisches Hallenbadwasser schmeckt besser als der Chlor-versetzte Scheiß! Naja.. Der Hike kann losgehen. Unsere Route, wie vom Ranger empfohlen: Den Bright Angel Trail vom Rim hinunter zum Campground „Indian Gardens“ auf halber Höhe des Canyons. Zelt aufbauen. Weiter hinunter zum Coloradoriver, schwimmen?, essen, relaxen und zurück zum Zelt. Abends noch 2km zum Plateau Point um den Sonnenuntergang zu genießen.

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Der erste Abstieg…

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Leichter gesagt als getan. Um 09:30 Uhr sind wir bei den Indian Gardens angekommen und haben unser Zelt aufgebaut. Soweit so gut. Indian Gardens ist eine nette kleine Oase in dieser Wüste hier, wo ein kleiner Fluss durchfließt und bis vor knapp 100 Jahren zwei Indianerfamilien gelebt haben.

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Indian Gardens von oben

Diese kleine, feine Oase hat nebenbei gesagt auch die saubersten und tollsten Plumpsklos die wir beide je gesehen haben (untenrum belüftet!).

Um 11:00 Uhr sind wir dann weiter bergab in Richtung Colorado River gegangen. Wir sehen auf der Karte, dass am weiteren Weg nicht wie bisher Trinkwasserquellen verfügbar sind und merken, dass wir mit unseren jeweils 750ml Wasserflaschen hier in der Wüste nicht weit kommen werden. Packfehler Nummer 1. Zum Glück können wir ein bisschen improvisieren und unsere Erdnussdose zu einer Trinkflasche umfunktionieren. Wir haben also jetzt drei mal 750ml. Immer noch mickrig. Wie auch immer. 11:15 Uhr: los gehts. Nach nicht mal 5 Minuten verlassen wir den schattigen Campground und die volle Kraft der Sonne knallt uns in den Nacken. Wir haben keine Sonnencreme!! Packfehler Nummer 2. Lisa hat außerdem ihre kurze Hose im Auto vergessen. Packfehler Nummer 3. (Ungewohnter Weise wird es hier eben im Laufe der Wanderung immer heißer und nicht kühler, da man oben startet und hinunter geht anstatt wie in den Bregen umgekehrt.) Also gehen wir zurück zum Campground und fragen besser ausgestattete Wanderer nach ihrer Sonnencreme. Der Weg hinunter ist lang und heiß.

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Entgegenkommende Australier geben uns Hoffnung: „it’s so worth it to go down there!“ „so beautiful“ „go for a quick dip“. Denkste! Unten angekommen:

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Braune Suppe
Braune Suppe

Der Colorado River ist eine einzige braune Suppe. Die Sonne knallt mit voller Wucht in das Tal, es gibt keinen natürlichen Schattenplatz und das Resthouse ist von den unsympatischsten Amerikanern die uns je begegnet sind besetzt. Als sie nach 10 Minuten weiter spazieren, gehen wir ins Resthouse und stellen fest, dass man sich nirgendwo anlehnen kann! Kein Tisch! Essensreste wurden von den Amerikanern überall am Boden liegen gelassen, weswegen wir von allen Seiten von hungrigen Squirrels umzingelt werden. Diese stellen sich überhaupt als die neue „Gefahr“ nach den Bären im Yellowstone heraus: immer hungrig, immer auf der Lauer, keine Scheu vor Menschen, Pestüberträger! ?

Nach unserem Mittagessen in dem ungemütlichstem Resthouse der Welt, geht is wieder zurück zum Zelt. Beide 750ml Flaschen sind ausgetrunken. Es bleibt nur noch die Erdnussdose. Alle 20 Minuten tunken wir unsere Kopfbedeckungen in den vorbeifließenden Bach (wieso man aus dem nicht trinken soll ist uns ja bis jetzt ein Rätsel – eigentlich sauber).

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In diesen Outfits gings bergauf
In diesen Outfits gings bergauf

Wir schaffen es hinauf und legen uns mal für eine Stunde ins Zelt. (bis 17:15)

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Nach dem Abendessen machen wir uns auf den Weg zum 2 km entfernten Plateaupiont. Dieser stellt sich als wirklich schöner Aussichtspunkt auf halber höhe des Canyons heraus. Leider haben wir beim berechnen des Sonnenuntergangs nicht bedacht, dass hier unten die Sonne schon etwas früher nicht mehr zu sehen ist. Dennoch konnten wir noch ein schönes Farbenspiel der Sonne an den roten Felsen hier beobachten.

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Unser Weg, den wir tagsüber hinunter zum River gegangen sind DSC01829

Wir bleiben um uns noch im dunkeln die Sterne anzusehen, was hier besonders toll ist.

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Neben dem großen Wagen und der Kassiopeia (Himmels-W) konnten wir auch ein paar völlig neue Sternenbilder entdecken: „der Bogen“, „der davonfliegende Wassertropfen“, „der blinkende Bussard“, „der davonfliegende Stern“.

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Der Weg zurück hat dank unserer Stirnlampen gut geklappt.

Freitag 18.09.2015

Tagwache um 05:45. Frühstück, Zusammenpacken und um 06.30 Uhr beginnt der letzte Aufstieg. 10:00 Uhr Ankunft beim Auto. Wir sind völlig fertig. Alles ab der Hüfte awbärts schmerzt.

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Lisa hat außerdem zwei riesen Blasen am Fuß. Auf gehts zu den Duschen! Den restlichen Tag besuchen wir 3 weitere Viewpoints des Grand Canyons und machen uns danach auf nach Page, AZ.

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4 Gedanken zu „Grand Canyon

  1. Köstlich geschrieben. Jetzt bin ich beim Lesen ziemlich durstig geworden. Ich geh jetzt ins Badezimmer. ?

  2. wunderbarer Reisebericht …muss schon gar nicht mehr hin 😉 weiterhin viel Spaß!!!
    Bussis caroline

  3. Ihr lieben Grand Canon Hiker!

    Wir glauben, ihr seid den gleichen Bright Angel Trail gegangen, den wir – allerdings nur 2 h weit – hinuntergegangen sind. Selbst dafür waren unsere Wasservorräte aber größer als eure.
    Habt ihr das Schild gesehen “ If you have contact with a puma – fight back ….“ Das war bei uns ganz oben am Beginn des Weges – beruhigend wenigstens.
    Ihr seid aber wirklich ganz toll – wenn wir uns vorstellten das alles mit Rucksack – fast unvorstellbar!!! und dann auch noch diese tollen Fotos SUPER !!!!
    Wie immer – passt gut aufeinander auf
    DANKE
    Herzliche Grüße
    Gertraud und Herwig

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