Im Land der wilden Tiere und des brodelnden Wassers

Dienstag, 08.09.2015

Nach nun insgesamt knapp 40 Stunden seit dem wir das Haus in Wien verlassen haben treten wir die sechsstündige weiterreise mit dem Auto an. Weil Lisa noch ein bisschen verkühlt war, wollten wir direkt im Yellowstone Nationalpark ein Zimmer buchen anstatt wie geplant im Zelt zu schlafen. -2°C waren uns dann doch ein bisschen zu kalt für die erste Nacht. Leider war aber schon alles ausgebucht und wir entscheiden uns ein Motel in West Yellowstone kurz vorm Parkeingang zu suchen. Am Weg dorthin hatten wir schon unsere erste Begegnung mit einem Hirschen. Dank Lisas Vollbremsung ist er aber noch am leben.

West Yellowstone ist ein amerikanischer Ort wie er im Buche steht.. leider haben wir auch hier kein Foto gemacht, weil wir schon so müde waren und einfach nur ins Bett wollten (nach 6 Stunden Autofahrt von Salt Lake). Überall wimmelt es von Pickup Trucks und Leuchtreklamen. Das Motel, für das wir uns entscheiden beispielsweise hatte einen leuchtenden Cowboy und hieß „Dude Motel“.

Das erste mal seit fast 48 Stunden wieder in einem richtigen Bett zu schlafen war herrlich. Warme Duschen, Wasserkocher und sogar ein Fernseher. Toll. Lisa konnte aufgrund der Zeitverschiebung ab 5:30 Uhr nicht mehr schlafen und hat ca. zwei Stunden in der Badewanne verbracht, während ich noch im Bett geschlafen habe.

Mittwoch, 09.09.2015

Nach einem Frühstück im Zimmer (selbst gekaufte Sachen vom Supermarkt ?) machen wir uns auf zum Nationalpark.

Eingang

Beim Eingang haben wir den 80$ Annual Pass für alle Natl. Parks der USA gekauft und haben uns in Richtung Old Faithful Geyser auf den Weg gemacht. Nach ca. 5 Minuten steht der Verkehr und es begrüßt uns das erste Bison auf der Straße. Zu diesem Zeitpunkt dachten wir noch, dass wir gerade extrem Glück hatten weil wir so nah an einem Bison waren, wie sich dann aber herausstellt, gibt es überall im Park Bisons und die sind nichts besonderes.

Das erste Bison auf der Straße
Das erste Bison auf der Straße

Tatsächlich Glück hatten wir dann erst bei den Geysiren:
Der Old Faithful ist ein recht vorhersehbarer Geysir, der ca. alle 90 Minuten Wasser spuckt. Gleich daneben aber befindet sich der Beehive Geysir von dem man nur weiß, dass er ca. einmal alle 5 – 20 Stunden Wasser spuckt.

Wie wir dort waren sind beide Geysiren ca. gleichzeitig losgegangen, was angeblich ultra selten passiert. Die Dinger sind schon ganz beeindruckend, obwohl überall steht wie hoch das Wasser gehen wird, ist man dann doch überrascht wenn man es direkt vor sich sieht. Als nächstes haben wir einen Spaziergang durch die Geysir-Area gemacht und ein paar Fotos von den tollen Farben und Dämpfen gemacht:

Old Faithful am brodeln
Old Faithful am brodeln
Es geht los
Es geht los
Boom
Boom
Beehive Geysir, gleich daneben
Beehive Geysir, gleich daneben

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Es ist ziemlich gruselig wenn man bedenkt wie dünn die Erdkruste hier ist.

Wir sind dann ins Auto gestiegen um zum Grand Prismatic Spring zu fahren (siehe Bild) und haben am Weg zwei autostoppende Taiwanesen (Snow und Stewart) aufgegabelt, die uns den Weg auf den Hügel gezeigt haben, von dem das folgende Bild entstanden ist.

Stewart und Snow
Stewart und Snow
Grand Prismatic Spring vom Hügel
Grand Prismatic Spring vom Hügel

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Grand Prismatic von der anderen Seite
Grand Prismatic von der anderen Seite

Weiter gings dann mit den beiden noch bis zum Tower Campingplatz, wo sie als Sommerjob gearbeitet haben, und wo wir uns dann einen Zeltplatz suchen wollten, doch leider war da schon alles voll.

Stewart hat uns als Dankeschön noch ein Bearspray geschenkt und den WLAN Code für Mitarbeiter verraten, so dass wir ein paar Sachen checken konnten.

Weil es aber (im ganzen Park!) keine Zeltplätze mehr gab, haben wir uns wieder in Richtung Parkausgang auf den Weg gemacht. Dort gibt es laut Karte einige Campingplätze, aber als wir angekommen sind haben wir erfahren, dass aufgrund von „Recent Bear Activity“ nur RVs (Wohnmobile) und keine Zelte erlaubt sind. Also doch wieder in ein Motel – Welcome to Grizzly Lodge.

Donnerstag, 10.09.2015

05:00 Uhr Tagwache: wir wollten Grizzlies und Wölfe und und und.. sehen.

Also haben wir uns wie es von allen Seiten empfohlen wird bei Morgendämmerung ins Lamar Valley begeben. Das Glück meint es wohl gut mit uns. Lisa ist die erste, die den vorbeistapfenden Grizzly entdeckt und wir beginnen fleißig Fotos zu machen. Spätestens jetzt ärgern wir uns, dass wir nicht doch, das große Objektiv mitgenommen haben. Wir versuchen den fehlenden Zoom mit einer interessanten Feldstecher-iPhone-Konstruktion zu ersetzen. Mit gar nicht mal sooo schlechten Ergebnissen.

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Flo beim Wildlife Watching
Flo beim Wildlife Watching
Lisa sieht einen Grizzly
Lisa sieht einen Grizzly
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Grizzly auf der Straße
Grizzly durch das Fernrohr
Grizzly durch das Fernrohr

Nachdem wir den Grizzly für etwa 10-15 Minuten verfolgt haben, sind wir wieder ins Auto gestiegen um vielleicht wo anders was zu entdecken. Leider sind wir nicht geblieben, denn wie man uns nachher erzählt hat sind an der selben Stelle noch 4 Baby-Wölfe mit Mutter vorbeigekommen, die sogar ganz nah auf der Straße miteinander gespielt haben.

Man kann halt nicht immer vom Glück verfolgt werden…

Stattdessen haben wir in der Ferne ein paar Antilopen und kurz einen Koyoten gesehen, der aber zu schnell weg war um ein Foto zu machen.

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Nach dieser Wildlife-watching Session sind wir dann zur Ranger Station gefahren um uns eine Lizenz fürs Backcountry campen zu holen (Denglisch at it’s best.. 7 von 21 Wörtern auf Englisch). Was uns dafür gefehlt hat, war ein 10 Meter langes Seil um unser Essen auf einem Baum so hoch aufzhängen, dass es für keinen Bären erreichbar ist. Dieses Seil haben wir bei Snow im Geschäft kaufen können und somit waren wir Equipment-technisch bereit für unsere Lizenz. Alles was wir noch erledigen mussten, war einen 20 minütigen Film über Bären und sonstige gefahren im Wald anzusehen und dann durften wir uns auch schon aussuchen wo wir denn Zelten wollen.

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Am Weg zu Ranger Station sind wir wieder ein paar Bisons begegnet.
Am Weg zu Ranger Station sind wir wieder ein paar Bisons begegnet.
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Beim Film schauen

Es ist nämlich gar nicht wirklich Backcountry camping, sondern es gibt ein paar Zeltplätze im Wald, die man nur zu Fuß erreicht und da kann man sich halt einen aussuchen. Nicht falsch verstehen, man ist trotzdem ganz alleine, aber man kann halt nicht einfach irgendwo ein Zelt aufschlagen. Für unsere erste Nacht haben wir uns einen Zeltplatz relativ nah an der Straße (ca. 30 Minuten gehen) und in einer Gegend mit möglichst wenig Tieren ausgesucht (siehe 4D1 auf der Karte am Ende des Beitrags).

Nachdem wir das mit der Lizenz erledigt haben, fuhren wir weiter Richtung Westen in den Ort Mammoth, wo uns Snow und Stewart den Boiling River empfohlen haben. Wie der Name schon erahnen lässt ist das ein Fluss, in dem kochend heißes Wasser fließt. Er mündet in einen kühlen Gebirgsfluss und somit kann man 20 Meter flussabwärts trotz moderater Lufttemperatur angenehm Baden. Bei dem kalten Wind, haben wir uns fast gar nicht mehr aus dem Wasser getraut. Irgendwann ist es uns dann doch zu fad geworden und wir haben uns schnellstmöglich abgetrocknet. Am Weg zurück zum Auto sind wir dann einer Bullsnake begegnet (Schlotter), die aber laut einem Ranger eh harmlos und ungiftig ist. Wir haben das nicht überprüft 😉

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Baden im Boiling River
Baden im Boiling River
BULL SNAKE
BULL SNAKE

Vom Boiling River gings dann also weiter zum Ice Lake, wo wir unseren Zeltplatz hatten. Auch hier sind uns am Weg zwei Hitchhiker begegnet (wieder Mitarbeiter vom Park, ein Deutscher und ein Taiwanese) und wir haben sie wieder mitgenommen. Diesmal war unser Tagesziel nicht dasselbe wie Ihres (Lake Yellowstone), aber wir konnten sie zumindest ein Stückchen mitnehmen.

Gustav und Jackson
Gustav und Jackson

Bei dem Ice Lake Parkplatz haben wir unsere Rucksäcke umgepackt und uns für die kalte Nacht im Zelt gerüstet. Bevor wir uns auf den Weg gemacht haben, legten wir noch unseren Permit hinter die Windschutzscheibe, damit vorbeikommende Rangers wissen, dass das Auto hier über Nacht stehen darf und ab wann sie einen Suchtrupp für uns ausschicken müssten falls wir nicht rechtzeitig zurück kommen (auch eine Notfallnummer mussten wir angeben).

Nach einer halben Stunde klatschendem gehen (um mögliche Bären in der Umgebung zu verjagen), haben wir den wunderschönen, direkt am See gelegenen Zeltplatz 4D1 gefunden. Die herbstliche Abendsonne hat die einsame und gemütliche Stimmung noch verstärkt. Zu aller erst haben wir das Zelt aufgebaut und unsere Schlafsäcke und Isomatten hinein geworfen.

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Ice Lake

Wie es sich so gehört, war 100 Meter vom Zeltplatz entfernt ein Baumstamm in 3-4 Metern höhe angebracht an dem wir unser Essen anbinden konnten. Als Verköstigung hatten wir für diesen Abend „wunderbare“ Cupnoodles mit Beef flavor und  einen halben Liter Warmwasser aus der Thermoskanne mit dabei.

Unser Essen auf der Anitbären-Aufhängevorrichtung
Unser Essen auf der Anitbären-Aufhängevorrichtung

Die Nacht haben wir trotz Eiseskälte gut überstanden (siehe LINK:Vorbereitungen), das verlassen der Schlafsäcke fiel uns aber aufgrund der Außentemperatur besonders schwer. Gottseidank ist bald die starke Morgensonne auch bis zu uns gekommen und wir haben uns langsam aber sicher doch hinaus getraut.

Guten Morgen!
Guten Morgen!
Unser Zeltplatz
Unser Zeltplatz

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Ein Hoch auf die Morgensonne

Unser Essen haben wir vom Baum heruntergeholt und uns ans Wasser gesetzt um dort zu Frühstücken. Wunderschön und mittlerweile schon angenehm warm.

Freitag, 11.09.2015

Heute geht es weiter zum Grand Canyon of Yellowstone. Und weil es gestern schon so gut geklappt hat haben wir uns bei der dortigen Ranger Station noch eine Backcountry Lizenz geholt, diesmal Zeltplatz 4R1 am Ribbon Lake. Eine Stunde Fußweg in eine „Bear Frequenting Area“ ?

Der Canyon und die darin gelegenen Wasserfälle sind beeindruckend!

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Da die Wasserfälle heute unser einziges Programm waren, haben wir uns nun mit Bearspray und Schlafsäcken ausgerüstet wieder in die „Wildnis“ begeben. Wir sind jedoch noch ein letztes mal zur Ranger Station gegangen, weil uns ein Waldbrand in der Ferne ein bisschen Sorgen gemacht hat. Die Rangerin hat uns versichert, dass dieses Feuer nicht bis zu uns kommen kann (da ist ein Riesen Canyon dazwischen) und wir sind mit gutem Gewissen wieder aus der Station hinaus.

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Dieses mal haben wir schon ein bisschen mehr Angst gehabt und daher mehr Lärm gemacht und immer wieder gesungen oder geklatscht, so wie es im Video erklärt wurde. Beim Zeltplatz am Ribbon Lake angekommen haben wir diesmal sogar ein Feuer bei der Feuerstelle machen dürfen und haben Folienkartoffel und Zucchini zum Abendessen genossen.

Lisa konnte diese Nacht leider nicht ruhig schlafen, weil sie immer wieder an einen ganz bestimmten Rat aus dem Video denken musste: „If a bear comes into your tent at night, it’s considering you as food. Do not play dead. Fight back with any resources you have.“ Wir hatten wie gesagt bear spray und zusätzlich noch eine Trillerpfeife. Die Frage, die aber in Lisas Kopf herumschwirrte war: „selbst wenn wir ihn vertreiben können, was machen wir dann ohne Bearspray und ohne Empfang, eine Stunde von der Zivilisation entfernt??“

Jedes Windlüftchen oder herunterfallendes Bockerl erhöhte den Adrenalinspiegel. Ich, Flo, habe wunderbar geschlafen während Lisa allzeit bereit (wie es sich für eine Pfadfinderin gehört) mit Trillerpfeife in der Hand und Taschenlampe am Kopf zu schlafen versucht hat. ?

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Bear spray immer dabei 😉
Ribbon Lake
Ribbon Lake

Samstag, 12.09.2015

Aus Angst vor Bären in der Umgebung haben wir gewartet bis es wirklich wirklich hell war und wir uns relativ sicher waren, dass die Bären nicht mehr unterwegs sein sollten. Wir haben das Frühstück ausgelassen und sind direkt zurück zum Parkplatz gegangen. Am Weg dorthin haben wir aber bemerkt, dass wir anscheinend nicht laut genug durch den Wald gestapft sind/geredet haben, denn 15 Meter vor uns querte ein Reh unseren Wanderweg und ist mal kurz verdutzt stehengeblieben als es uns entdeckte.

Also haben wir doch wieder ein bisschen Lärm gemacht und sind keinen wildern Tieren mehr begegnet. Der Rest des Tages war leider ein bisschen unproduktiv und bestand aufgrund fehlender Campingplätze aus Autofahren. Schließlich haben wir beim Campground Lewis Lake einen Platz bekommen. Abends sind wir noch „schnell“ nach Hayden Valley gefahren (1 Stunde Autofahrt.. das haben wir unterschätzt. Hier ist nichts nah), um in der Abenddämmerung ein letztes Mal die Tiere zu beobachten. Unsere große Hoffnung auf Wölfe wurde leider nicht erfüllt. (das nächste Mal dann ;)) Dafür haben wir ein paar coole Fotos vom immer größer werdenden Waldbrand machen können.

Hayden Valley
Hayden Valley

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Der Waldbrand in der Ferne
Der Waldbrand in der Ferne

Danach nahmen wir noch die Einladung unserer Campingnachbarn an und besuchten die 3 Amerikaner an ihrem Feuer. Uns wurde das beste Steak Amerikas empfohlen (wartet auf den Sequoia Nat. Park Eintrag um zu sehen, ob wir das bestätigen können). ….

Diese Nacht war trotz Zivilisation in unmittelbarer Nähe um nichts angenehmer für die Lisa. Wir hatten das bear spray im Auto liegen. Um 5 Uhr Früh kam ein „leichtes Lüftlein“ (Flo) bzw. „lebhafter Wind“ (Lisa) auf wodurch sich die Zeltstangen (die aufgrund des harten Bodens nicht befestigt waren) am Boden hin und herbewegten und ein, laut Lisa, „Schab- und Grabgeräusch“ auslösten. Lisa war überzeugt ein Tier zu hören und ihr schlug das Herz bis zum Hals.

Das waren die Abenteuer des Yellowstone Parks.

Farblich unterlegte Karte unserer Route
Farblich unterlegte Karte unserer Route

4 Gedanken zu „Im Land der wilden Tiere und des brodelnden Wassers

  1. Ihr seid wirklich cool.
    Ich – Oma – hät mich nicht getraut dort im Zelt zu schlafen.
    Im Grand Cannon of Yellowstone gibt es seit 1983 keine Bären mehr.
    Damals sind Gertraud (Oma) und Nani laut singend und brüllend ein Stück oben durch den Wald gegangen, während Petzi und OPA das Auto – leider – zum Parkplatz fahren mussten. Seit der Zeit meiden die Bären diesen Ort.

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